Das Internet bietet Unternehmen viele neue Möglichkeiten, um wirtschaftlich zu wachsen. Abseits der standardmäßigen Profisteigerung haben vor allem die Kundenbindung und die Kundenneugewinnung enorm an Bedeutung gewonnen. Speziell die Interaktion auf den unterschiedlichen Social Media-Plattformen gehört diesbezüglich zum Tagesgeschäft. Doch auch das Thema Gratisproben ist in den Marketingkampagnen von Unternehmen verankert. Aber was verbirgt sich hinter dieser Strategie? Und worauf sollten Konsumenten achten?
@Beim Online-Shopping trifft man auf zahlreiche Gratisproben. Bildquelle: HutchRock / Pixabay
Die Idee kostenloser Produktproben ist nicht erst durch das digitale Zeitalter entstanden, sondern ist bereits eine ältere Erfindung des Marketings. Doch das Internet mit all seinen Möglichkeiten hat dieses Konzept deutlich vereinfacht, und sogar stark erweitert. Es war nie simpler an Gratisproben zu kommen, als in der heutigen Zeit.
Die Intention solch einer Marketingstrategie ist einfach wie genial. Warenproben jeglicher Art – Gratisproben, Werbegeschenke und Warenmuster – werden mittlerweile von unzähligen Unternehmen angeboten und sollen in erster Linie neue Kunden akquirieren, gleichzeitig aber auch die Bindung zum bereits vorhandenen Kundenstamm stärken. Abseits der klassischen Produktangebote fallen im weiteren Sinne auch Boni in Form von Geldzahlungen (Cashback) oder Artikel unter die Marketingstrategie mit Gratisproben und Schenkungen.
Klassische Idee neu umgesetzt
In verschiedenen Branchen sind Gratisartikel und Produktproben bereits ein fester Teil des Alltagsgeschäfts. Bereits vor der Digitalisierung gehörten die sogenannten Freebies zum Marketing innerhalb der Verkaufslandschaft. So wurden z.B. kostenlose Häppchen in Supermärkten und Discountern angeboten.
Als Klischee wäre hier ein Stück Gouda zu nennen. Oftmals wird der Käse in einem separaten Areal abseits der eigentlichen Kundenfläche offeriert und dazu noch aufwendig präsentiert. Dadurch wird gewährleistet, dass kein einziger Kunde versehentlich an der Gratisprobe vorbeiläuft. Dabei geht es bei dieser speziellen Marketingmaßnahme darum, ein spezielles Produkt der Kundschaft buchstäblich schmackhaft zu machen.
Diese klassische Idee haben zahlreiche Unternehmen im Internet, vor allem im eCommerce, neu umgesetzt bzw. digitalisiert. Das Konzept basiert auf den Abläufen im stationären Supermarkt, wurde jedoch um einige Facetten erweitert. Gratisproben erreichen hier nämlich nicht nur ausschließlich Kunden, die zur jeweiligen Zielgruppe gehören, sondern erschließen auch neue Absatzmöglichkeiten und Zielgruppen.
Darüber hinaus ist die Abwicklung wesentlich einfacher. Meist können kostenlose Produktproben direkt über die Homepage des entsprechenden Unternehmens angefordert werden. Teilweise werden die zwei Handelsplattformen bestehend aus Einzelhandel und Online-Handel miteinander verzahnt. Das geschieht in der Regel über Formate wie Cashback oder Geld-zurück-Garantien. Bei einem Kauf eines bestimmten Aktionsartikels kann sich beispielsweise über den Kaufbeleg das ausgegebene Geld zurückgeholt werden. Dieser muss meist lediglich als Screenshot im Internet hochgeladen werden.
Win-win-Situation
Der Tenor in puncto Gratisproben ist grundsätzlich positiv. Unternehmen erhoffen sich zwar durch die Marketingstrategie langfristig gesehen eine Umsatzsteigerung. Allerdings wird diese nicht auf eine Art und Weise forciert, die den Konsumenten zum Nachteil wird – ganz im Gegenteil.
Kostenlose Produktproben und andere Freebies bieten in der Regel einen enormen Mehrwert für die Kunden. Nicht nur, dass diese einen Artikel unentgeltlich und ohne großen Aufwand erhalten, im Idealfall werden sie sogar auf bestimmte Produkte oder gar Branchen aufmerksam, die ihnen vorher verborgen geblieben sind.
So hat man als Käufer im Umkehrschluss die Möglichkeit, seinen Horizont zu erweitern und Interessengebiet auszudehnen. Dadurch erreichen Unternehmen ihr Ziel der Kundenakquise, als Kunde erfährt man jedoch keinerlei finanzielle Schäden.
Potentielle Gefahren beim „Gratisproben-Marketing“
Trotz der vorherrschenden Win-win-Situation gab es in jüngerer Vergangenheit auch kritische Stimmen, die das Marketingkonzept mit Gratisproben in ein schlechtes Licht gerückt haben. Da die Anonymität im Internet bis heute mit potenziellen Gefahren einhergeht, bleibt auch diese ansonsten positiv konnotierte Marketingstrategie nicht frei von Fehlern.
So ereignete sich im Jahr 2019 ein Vorfall, der Gratisproben den Ruf als Abzock-Masche in der Öffentlichkeit bescherte. Als oberste Schutzinstanz für Konsumenten warnte die Verbraucherzentrale vor dem Portal Probehelden, das durch Datenmissbrauch den registrierten Kunden Geld abknöpfen wollte. Nachdem weder Betreiber noch Domainbesitzer ermittelt werden konnten, trudelten die ersten negativen Berichte über die Plattform ein.
Probenheld warb, mit einer Registrierung auf der Homepage jede Woche ein Paket mit kostenlosen Produkten zu erhalten. Doch bereits nach abgeschlossener Registrierung entpuppte sich dieses Versprechen als Lüge. Verbraucher gaben an, dass sie direkt nach dem Registrierungsprozess mit einer Zahlungsaufforderung konfrontiert worden seien, obwohl sie nichts bestellt hätten. Andere berichteten darüber, dass ihnen zu einer Bestellung gratuliert wurde, obwohl sie niemals einen Kauf abgeschlossen hätten.
Datenmissbrauch als größtes Risiko
Bereits ab 2018 häuften sich die Beschwerden gegenüber Probenheld, die immer neue Forderungen stellten. Vor allem die Rechnungen eines Dating-Portals sorgten für Zündstoff. So wurde auf unerklärlicherweise einigen registrierten Mitgliedern eine Jahresmitgliedschaft auf dem entsprechenden Portal in Rechnung gestellt.
Die Dienstleistung der Firma sollte nach einer 30-tägigen kostenlosen Testphase 79 Euro monatlich kosten. Die Laufzeit des Abos betrug 24 Monate. Die Forderung: Gezahlt werden sollte für den „VIP-Zugang“ für ein Jahr im Voraus. Das entsprach Berichten zufolge 948 Euro. Selbst bei einer bewussten Bestellung eines solchen Abos wäre eine solche Zahlungsaufforderung aus Sicht der Verbraucherzentrale nicht gesetzeskonform.
Das Negativbeispiel Probenheld zeigt eindrucksvoll, wo genau die größte Gefahr hinter dem Konzept mit Gratisproben lauert. Da in der Regel für die Anforderung der jeweiligen Artikel persönliche Daten hinterlegt werden müssen, gibt man potenziellem Missbrauch Spielraum.
Daher ist es ratsam, sich im Vorfeld über eine Plattform oder Homepage zu informieren. Wirkt die Webseite vertrauensvoll? Sind Impressum und AGB vorhanden? Wie sind die Erfahrungsberichte anderer Kunden? Die Antworten auf diese Frage helfen meist, seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden.
Seriöses Konzept mit Schönheitsfehlern
Gratisproben sind eine tolle Sache – prinzipiell. Sowohl Unternehmen als auch Konsumenten profitieren von dem Marketingkonzept. Viele seriöse Plattformen und auch die Konzerne selbst bieten für die Abwicklung ein vertrauensvolles Umfeld an. Die eigenen Daten sind so in sicheren Händen und können nicht für dubiose Absichten zweckentfremdet werden.
Damit das auch so bleibt, muss immer genau geschaut werden, auf welchen Webseiten man sich registriert und wem man welche Informationen anvertraut. Leider tummeln sich in sämtlichen Bereichen des Internets schwarze Schafe, die aus einer eigentlich ungefährlichen Idee auf illegale Art und Weise Profit schlagen wollen.